Vor Kurzem war ich auf Akquisetour und telefonierte mit einigen Entscheidern in mittelständischen Unternehmen. Als ich einen Geschäftsführer fragte, ob er die Informationen zum Thema Change Management von mir erhalten habe, meinte er nur, ja, aber er habe sie weggeschmissen. Das war eine überraschende Äußerung und eine heftige, wenn auch ehrliche, Reaktion. Richtig erstaunt war ich aber als er fortfuhr: Er möchte nicht mehr verändern müssen und werfe deswegen alles weg, was mit dem Thema Change Management und Veränderung zu tun habe.
Ich kann diesen Punkt und die emotionale Kurzschlusshandlung, die darin liegt, gut nachvollziehen. Ich denke die meisten können das. Irgendwann gerät jeder mal an einem Punkt, an dem einem alles zu viel wird. Und oft möchte man dann alles, was mit dem belastenden Thema zu tun hat, ausblenden, verleugnen und vielleicht sogar entsorgen. Aus den Augen aus dem Sinn!
Um einen aktuellen Bezug herzustellen, das hat in den USA gerade bei der Präsidentenwahl ein halbes Volk versucht. Ausblenden, wegleugnen was einen überfordert und auf Teufel komm raus alte Zeiten beschwören. Das wäre so eine schöne und einfache Lösung!
Das Problem ist nur: es funktioniert nicht. Die Uhr kann nun einmal nicht zurückgestellt werden und selbst wenn ich und mein komplettes Umfeld mich Entwicklungen verweigere, wird es der Rest der Welt noch lange nicht tun. Im Gegenteil, zumindest im Geschäftsleben werden die Konkurrenten meinen Rückzug zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen. Also, ganz neutral und undogmatisch betrachtet: Diese Art der Problemlösung ist nicht zielführend.
Was kann man nun tun, wenn man sich in dieser Überforderung befindet?
Zunächst einmal inne zu halten und reflektieren: Ist die Situation wirklich so schlimm? Was genau irritiert mich so? Wieso glaube ich nicht mehr mithalten zu können? Denn das sind doch die beängstigenden Fragen, die hinter dieser Verweigerungshaltung stecken. Die Angst vor dem eigenen Bedeutungsverlust und die Aufgabe von (realen oder auch nur empfundenen) Privilegien.
Für diese Fragen empfiehlt es sich als Unternehmenslenker einen externen Begleiter mit ins Boot zu holen. Dieser kann als neutraler Sparringspartner dienen, der einen externen Blick auf das Unternehmen hat, die Perspektive zurechtrückt und als Coach hilft Ängste ohne Ansehensverlust zu reflektieren. Denn nur, wenn man die eigene emotionale Befindlichkeit kennt, die zu so starken Reaktionen führt, kann man diese verstehen, entschärfen und in seine zukünftigen strategischen Überlegungen bewusst einbeziehen.